Donnerstag, 4. März 2010

1. Etappe Stadt Salzburg nach Eugendorf - Aufbruch unimove




2.00h / Freitag 5. März 2010 SALZBURG STADT - BAHNHOF - MARIA PLAIN
Genau 13 Stunden nach dem offiziellen Start des Bildungsmarsches vom Mozartplatz verlasse ich endlich die Stadt Salzburg. Am Bahnhof verstaue ich noch unnötigen Ballast meiner Einkäufe, die ich für diese Etappe nicht benötige, in einem Schließfach. Mit meiner Mini-DV-Kamera mache ich noch ein paar gestellte Aufnahmen von meinem Durchmarsch durchs Bahnhofsvorplatzgelände. Nun marschiere ich mit entzündeter Fackel entlang der Itzlinger Hauptstraße bis zur Plainbrücke. Dort folge ich der Straße, die nach rechts abzweigt und in Richtung Maria Plain führt. Ich merke, der Wind ist hartnäckig und bläst immer wieder die Flamme der Fackel aus. nach einer halben Stunde bin ich ungefähr am Fuß des Kalvarienberges, mach dort wieder Filmaufnahmen, durch die sich der Marsch einige Zeit verzögert. Aber der Blick auf die nächtliche Beleuchtung der Stadt ist herrlich und bereitet Glücksgefühle. Links vom Hauptportal der Wallfahrtskirche entfalte ich dann die beiden Transparente die ich mitgenommen habe, auf dem einen steht "Evolution", auf dem anderen " Ein Herz für Bildung". Diese befestige ich mit Sicherheitsnadeln am Geländer für weitere Aufnahmen. Aber leider ist es so dunkel, dass ich fürchte, dass die Aufnahmen zu wünschen übrig lassen. Ungefähr um 4.30h erreiche ich Maria Plain. Und um 5.00 Uhr steige ich den Rücken des Wallfahrtsberges hinunter. Ich peile die Westbahnstrecke an und orientiere mich an den Gleisen. Der Weg führt auf eine Anhöhe und folgt dem Verluf der Zugstrecke. So sehe ich das erste Mal das Hinterland von diesem Teilstück der Zugstrecke. Nun erkenne ich: Durchs Zufußgehen eröffnet sich eine neue Qualität der Wahrnehmung. Abseits von vertrauten Pfaden und Straßen eröffnet sich ein neuer Blick auf die Landschaft. Nach einiger Zeit beginnt es zu schneien. Ist auf jeden Fall besser als Regen. Um 6.30h komme ich in Hallwang an, die ersten Menschen begegnen mir, ein Morgenjogger läuft vorbei, jemand kommt mir mit dem Auto entgegen und bewegt den Wagen in Schritttempo an mir vorbei und beobachtet mich aufmerksam. Kurz darauf kommt er nocheinmal von hinten und fragt mich freundlich, ob er mich irgendwo hin mitnehmen kann. Ich winke dankend ab und erkläre ihm, dass ich mich auf einem Marsch befinde. In der Nähe der Kirche treffe ich einen Herrn der im Begriff ist ins Auto zu steigen und wegzufahren und spreche ihn an, ob er von mir ein Foto schießen könnte, mit der Hallwanger Kirche im Hintergrund. Er winkt ab. Er muss um 7.00 Uhr schon an seinem Arbeitsplatz sein und hat deswegen leider keine Zeit. Ich mache das Foto selber, das einem Glücksspiel gleichkommt, ob es etwas wird. So schreite ich also in den Tag hinein. Um 7.00 Uhr überquere ich die Autobahnüberführung von Hallwang und beobachte das schnelle pulsierende Leben unter mir, dem ich mich jetzt eine Woche lang entziehe. Eine Tafel zeigt, dass es nur mehr 4 Kilometer nach Eugendorf sind. Eine Stunde später erreiche ich das 1. Etappenziel Eugendorf endlich. Erleichtert nehme ich einen Bus nach Salzburg. Am Hauptbahnhof angekommen begebe ich mich zu den Schließfächern, um mein restliches Equipment abzuholen. Mit Schrecken stelle ich fest, dass nichts mehr im Schließfach ist, gähnende Leere! Bestürzt eile ich zum Informationsschalter und melde meinen Verlust.

19.30h / Donnerstag 4. März 2010 SALZBURG STADT - BAHNHOFGEGEND, INTERNETSHOP
großer Stopp im Internetshop: PRESSEARBEIT
Weit nach Mitternacht bin ich der letzte Kunde der geht. Da komme ich noch ins Gespräch mit dem Ladenbesitzer. Er stammt ursprünglich aus der Türkei und lebt schon seit Jahrzehnten in Österreich. Thema unseres Gespräches ist die weltpolitische Lage angesichts der Wirtschaftskrise und wie sie sich uns beiden aus unserer persönlichen Sicht darstellt. Grundaussage von ihm: Schuld an allem sei der Abfall der Menschen des Westens vom Glauben.

13.00h / 4. März 2010 STADT SALZBURG - MOZARTPLATZ
Pressetermin, Salzburger Nachrichten
Gleich darauf stoßen zwei Studierende dazu, unverhofft, Markus (Informatikstudent) und Gerald (Philosophiestudent), der Abmarsch könnte nicht besser sein. Unmittelbar danach treffe ich den gebildetsten Menschen, den ich persönlich kenne, und als meinen Freund bezeichnen darf. Er möchte nicht namentlich genannt werden. Er begleitet mich spontan auf meinem Spießrutenlauf durch die Stadt Salzburg, wo ich noch Proviant und fehlendes Equipment besorgen muss. Ich habe eine schöne Begegnung mit einer Verkäuferin im Bauhaus, die sehr viel Verständnis für meine Anliegen aufbringt.


Liebe Leute!

Heute, Freitag, 5. März, 13h wird der Bildungsmarsch durch Österreich fortgesetzt.
Gestartet wurde gestern, Donnerstag, 4.3, um 13h beim Mozartdenkmal im Herzen der Stadt Salzburg. Erste Tagesetappe war Salzburg nach Eugendorf.
Ich marschiere etappenweise. Das heißt, dass ich nicht den Anspruch erhebe wirklich jeden Meter der Distanz zwischen Wien und Salzburg zu Fuß zurücklegen zu müssen. Daher starte ich morgen die zweite Etappe von Vöcklabruck aus und schreite von dort sukzessive voran. Die Marschroute an sich folgt dem Jakobweg - nur in umgekehrter Richtung. Die einzelnen Etappen können in normaler Schrittgeschwindigkeit innerhalb von 5-7 Stunden zurückgelegt werden.

Der detailierte Etappenplan für den gesamten Marsch siehe unter http://www.twitpic.com/16jt5i

Ihr könnt jederzeit dazustoßen und mich auch nur stundenweise begleiten... und ich würde mich sehr darüber freuen. Es sollte ein gemütliches Wandern sein. Es geht ums Erleben und um die menschliche Begegnung (vor allem auch mit der Bevölkerung) und um das gegenseitige Verstehenwollen und das Finden der eigenen Geschwindigkeit... Ich habe mir vorgenommen, mich so in etwa der Schrittgeschwindigkeit von einem Kohr pro Tag fortzubewegen. (Ein Kohr = Distanz zwischen Stadt Salzburg und Oberndorf; diese entspricht einer Tagesreise zu Fuß;) Dabei handelt es sich um ein neues internationles Maß, benannt nach dem alternativen Nobelpreisträger, Philosophen und Nationalökonom Prof. Leopold Kohr, 1909 geboren in Oberndorf bei Salzburg, verstorben 1994 in Gloucester, England. Leopold Kohr war Verfechter der kleinen Strukturen und forderte schon seit Jahrzehnten eine Rückkehr zum menschlichen Maß. (http://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_Kohr)

Im Zuge der Uniproteste, die sich über ganz Europa und auch zum Teil auf die USA ausgebreitet haben, sollte dieser Bildungsmarsch unter dem Motto "Bildung = Evolution" eine Woche lang durchs Land symbolisch das Licht der Aufhellung tragen und aufmerksam machen.
Ziel ist Wien am 11. März anläßlich der 10-Jahres-Feier der 46 Bildungsminister der Staaten, die sich im Jahr 2000 dem Bologna-Prozess verpflichtet haben. Diese 46 Bildungsminister werden am 11. und 12. März in Wien und Budapest das 10-Jahres-Jubiläum feiern.
Der Marsch soll ein entschiedenes Signal sein gegen die bildungsfeindliche Tendenz unserer Gesellschaft und Ausdruck der Forderung Bildung jedem Menschen uneingeschränkt zugänglich zu machenfür.

Nieder mit dem Bologna-Prozess! Für eine bildungsfreundliche Politik und Gesellschaft!

Die unibrennt-Protestbewegung wird von 11.-14. März in Wien einen Bologna-Gegengipfel veranstalten.

Wenn Ihr auch persönlich nicht mitmarschieren könnt, bitte ich Euch die Anliegen der Protestbewegung gedanklich mitzutragen. Es geht um viel mehr als um Studiengebühren. Es geht darum, wie sich unsere Gesellschaft in dieser Krisenzeit weiterentwickelt. Ob wir trotz allem auch in Zukunft der nachrückenden jungen Generation Perspektiven offenhalten für ein lebenswertes Leben in einer lebenswerten Gesellschaft (freie Bildung und freie Entfaltung=Evolution für ausnahmslos alle) in einer lebenswerten Welt.
Die derzeitigen Zeichen der Zeit sind sehr düster. Jean Ziegler, Sonderberichterstatter der UNO für das Recht auf Nahrung von 2000 bis 2008, hat am 24. November 2009 vor den Menschen im besetzten Audimax Wien über das Ungleichgewicht in unserer Welt zwischen arm und reich berichtet und über die Logik des Bolognaprozesses die diese Entwicklung fördert.
Hier Videos von Jean Zieglers Vortrag und der Diskussion mit den Menschen: http://www.ustream.tv/recorded/2633621 (VIDEO)http://www.ustream.tv/recorded/2633798 (VIDEO)
Daher: Wir können nicht mehr länger Warten, dass "die da oben" es schon machen werden, nachdem der Klimagipfel gescheitert ist. Wir haben mittlerweile 5 Minuten nach 12. Die Veränderung kann nur von jeder/jedem einzelnen ausgehen und jeder muss persönlich Verantwortung übernehmen und selber Schritte setzen.
Die Uniprotestbewegung ist ein Hoffnungsschimmer. Unibrennt (http://www.unsereuni.at/) setzt sich mit all diesen Themen auseinander und rückt die Bildungsdebatte in diesen gesellschaftlichen Kontext und Fokus. Es geht um uns alle! Um Dich und mich.

Ich betrachte mich als Evolutionär kurz "Evo" und möchte für ein ethisch sensibles Handeln, für ökologisches Leben, für eine neue menschliche Solidarität und für eine Verlangsamung unseres Lebensstiles auftreten.

Bitte informiert, mobilisiert FreundInnen und Bekannte und soviele MitstreiterInnen in Sachen der geistigen Befreiung wie nur möglich (via E-mail, SMS, Mail, Twitter, Facebook...).

Für eine freie Gesellschaft mit freien Menschen!

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