Freitag, 12. März 2010

Donnerstag, 11. März 2010

BILDUNGSMARSCH VON SALZBURG NACH WIEN 4.-11. März 2010

Ziel erreicht: Wien Westbahnhof

11. März 2010

Mittwoch, 10. März 2010

8. Etappe / 11. März 2010 / 9 Uhr Purkersdorf Gablitz Bahnhof nach Wien Westbahnhof


Größere Kartenansicht Heute, 11. März 2010, 9 Uhr Treffpunkt Bahnhof Purkersdorf Gablitz für den Beginn der 8. Etappe nach Wien Westbahnhof!
mammut.glyphix@yahoo.de

7. Etappe Großsierning nach St. Pölten

Ich, der einsame Wanderer auf dem Bildungsmarsch nach Wien habe heute die 7. Etappe von Großsierning nach St. Pölten absolviert. Danach bin ich nach Wien gefahren. Morgen kommt die 8. und letzte Etappe des Bildungsmarsches nach Wien Westbahnhof zur Demonstration für die Freiheit der Bildung. Treffpunkt ist um 9.00 Uhr am Bahnhof Purkersdorf Gablitz. Heute bin ich bei der Veranstaltung "AuditoriumMaximum" vor der Votivkirche in Wien. Dort wäre die Möglichkeit für ein Gespräch. Vielleicht geht morgen wer mit mir mit, für die Freiheit der Bildung.
mammut.glyphix@yahoo.de

Hier ein Link zu einem Artikel von heute in derstandard.at: http://derstandard.at/1267743735806/Vor-Bologna-Gipfel-Hoersaal-an-Uni-Wien-erneut-besetzt

Dienstag, 9. März 2010

4. Etappe / 7. März 2010 von Linz nach Abwinden (nähe St. Georgen an der Gusen)

Kurz vor 11.00 Uhr setze ich mich auf die Bank vor der Spar-Filiale im Linzer Bahnhofgebäude. Auch heute begleitet mich niemand auf meinem Marsch. Als erstes verlasse ich das Bahnhofsgebäude und hänge an einem Geländer die beiden Transparente „Evolution“ und „Ein Herz für Bildung“ ganz in der Nähe der beiden Bahnhofslöwen-Skulpturen auf. Nach mehreren Fehlversuchen finde ich jemanden der bereit ist, mich vor den beiden Skulpturen und den Transparenten abzulichten. Mein nächstes Ziel ist ein Internetshop, um Fotos von der Wanderschaft auf Flickr.com zu veröffentlichen. Unglücklicherweise ist das Internet in diesem Lokal dermaßen langsam, dass ich nach einer Dreiviertelstunde unverrichteter Dinge weitergehe. Etwas genervt breche ich in Richtung Hauptplatz auf. Ich habe den Plan die beiden Transparente für kurze Zeit direkt vor die Pestsäule zu hängen und einige Fotos zu machen. Aber bevor ich das erste Foto machen kann springt schon ein eifriger Polizist aus dem Auto und reißt das Transparent vom Geländer. Meine Daten werden aufgenommen und der Polizist warnt mich, dass dieses unerlaubte Aufhängen der Transparente eventuell ein gerichtliches Nachspiel haben könne. Und es ist sogar die Rede davon, dass die Transparente beschlagnahmt werden. Der andere Polizist scheint kooperationswilliger und äußert, dass sie ohne weiteres von der Beschlagnahmung dieser Transparente absehen können. Darauf wird der andere Polizist auch sanfter und schließlich macht er selbst noch eine Fotografie davon und fügt hinzu, dass er solche Dinge auch gerne für sich privat fotographisch festhält, da er im Ruhestand über diverse interessante Begebenheiten in biographischer Form berichten möchte. Er steckt mir sogar ein Kärtchen mit seinem Namen zu, damit ich in einigen Jahren via Suchmaschine nach seiner Publikation Ausschau halten kann. Nach diesem spektakulären Zwischenfall setze ich meinen Weg fort. Ich überquere die Donau über die Nibelungenbrücke und marschiere dem nördlichen Donauufer entlang. Das Wetter ist heute schön. Der Schnee der in der vergangenen Nacht hier ebenfalls gefallen sein dürfte ist größtenteils schon weggeschmolzen. Einige Stellen des aufgeweichten Bodens deuten noch darauf hin. Ein Liederzyklus von Johannes Brahms verwandelt den Marsch in einen romantischen Sonntagsspaziergang. Das Leben entlang der Donau scheint ruhiger zu verlaufen und folgt einer gewissen Gleichförmigkeit. Einige Menschen nützen die Sonnenstrahlen, um bei einem gemütlichen Fußmarsch frische Luft und Sonnenenergie zu tanken. Zirka auf halber Strecke begegnet mir ein drahtiger älterer Herr. Aufgeklärt über die Hintergründe meines Protestmarsches stellt er mit sachlicher Argumentationsketteklar, dass er die Forderungen der Studierenden nicht unterstützen möchte, aber er erscheint mir als ein Mensch, der sich nicht durch irgendwelche billigen Parolen beeindrucken lässt. So trennen sich wieder unsere Wege und ich gehe weiter nach Mauthausen. Später begegnet mir eine ältere Dame voll jugendlichem Esprit. Sie erweist sich mit ihren 78 Jahren als sehr progressiv. Die Anliegen der Studierenden scheinen ihr plausibel. Neben dem breiten Gewässer der Donau, kommt es mir vor als würde ich gar keinen Schritt vorankommen. Der Weg zieht sich endlos dahin. Als ich so um 18 Uhr eine Art Schiffsschleuse passiere regt sich in mir wieder Hoffnung, bis ich nach einiger Zeit mit Schrecken feststelle, dass ich der Donau in die Falle gegangen bin. Wohlmeinend, dass ich dem Nordufer der Donau bisher konsequent gefolgt bin, stellt sich heraus, dass die Donau linker Hand einen Seitenarm als Rückstaubecken hat und dadurch bin ich in eine Sackgasse geraten. Niedergeschlagen musste ich wieder Kilometerweit, ich glaube eine ganze Stunde, zurück marschieren um den Übergang des tückischen Seitenarmes zu finden. Inzwischen ist es schon dunkel geworden und nach Mauthausen sind es laut Verkehrstafel immer noch neun Kilometer. Ich sehe ein, dass ich das ursprüngliche Etappenziel heute nicht mehr erreichen kann und finde schließlich in Abwinden, einer kleine Ortschaft in der Nähe von Sankt Georgen an der Gusen, ein Einzelzimmer.

Samstag, 6. März 2010

3. Etappe von Wels nach Linz / 6. März 2010

8.00h / Sonntag, 7. März 2010 LINZ - HAUPTBAHNHOF
3. Etappe geschafft, in Linz angekommen! Ich begebe mich in den Warteraum die verbleibende Zeit sinnvoll mit einem kleinen Schläfchen zu überbrücken.

4.30h / Sonntag, 7. März 2010 TRAUN
Noch 12 Kilometer nach Linz. Jetzt geht es immer gerade aus, der Unionstraße entlang, vorbei an der Plus-City übers Harter Plateau durch Leonding bis zur Unionkreuzung. Jeder der beim MARSCH FÜR DIE FREIHEIT DER BILDUNG mitmachen will ist herzlich eingeladen. Über Email (mammut.glyphix@yahoo.de) bin ich erreichbar und kann meine Position bekanntgeben. Der Routenplan ist hier: http://unsereuni.at/wp-content/uploads/2010/03/Pressemitteilung.pdf Treffpunkt ist am Beginn jeder Etappe der Bahnhof des jeweiligen Ortes.
unsereuni.at: http://unsereuni.at/?p=14852

20.23h / Samstag, 6. März 2010
Es ist 20.23, ärgstes Schneetreiben und ich bin noch immer zwischen Wels und Linz zu Fuß unterwegs. Am Traunkraftwerk habe ich meinen Fotoapparat vergessen. Nach einer weiteren halben Stunde Fußmarsch musste ich umkehren und eine halbe Stunde zurückgehen, um meine Digitalkamera zu holen. Leider habe ich auch meinen Herzstab auf dem Weg verloren. Das Symbol der Liebe, welches ich auf dem Bildungsmarsch trage. Auf dem Weg entlang der Traun begegnen mir stundelang keine Menschen. Das Schneetreiben wird immer ärger! In kürzester Zeit liegen 15cm Schnee. Man kann die Hand kaum vor dem Gesicht sehen. Das Schneegestöber hält bis nach Traun an, wo ich erschöpft um 1h in der Nacht ankomme. Erleichtert kehre ich in ein Irish Pub ein. Ich bin froh, dass ich irgendwo im Warmen sitzen kann! Liebenswerte junge Menschen mit stark ausgeprägtem Charakter gesellen sich zu mir und es entwickeln sich humorvolle, aber auch tiefgründige Gespräche.


17.00h / Samstag, 6. März 2010 WELS - BAHNHOF

Ich nehme die 3. Etappe tatsächlich in Angriff. Die Route führt der Traun entlang.

11.00h / Samstag, 6. März 2010 WELS - BAHNHOF

Keine Begleiter zum Bildungsmarsch. Ich gehe weiterhin solo Richtung Wien. Ich beschließe noch einmal schlafen zu gehen, um Kräfte zu sammeln.

11.00h / Samstag, 6. März 2010 WELS

Da ich ungefähr 30 Stunden nicht geschlafen habe, nach der durchzechten Nacht im Kakdu in Vöcklabruck, falle ich um 6Uhr30h in Wels in meiner Wohnung halb tod ins Bett! Nach drei Stunden Schlaf bin ich um 10Uhr30 aufgestanden, um rechtzeitig am Treffpunkt Wels Bahnhof für die 3. Etappe zu erscheinen.

Freitag, 5. März 2010

2. Etappe - Begegnungen Vöcklabruck / 5. März 2010


21.15 / Freitag, 5. März 2010 VÖCKLABRUCK - BAHNHOF
Mein Plan ist, das Equipment aus dem Schließfach herauszunehmen und mit dem letzten Zug nach Wels um kurz vor 22.00 Uhr abzufahren. In der Schalterhalle sitzen vier (später sind es fünf) aufgestylte junge Damen, ergriffen vom Fridaynight-Fever. Ich biete ihnen mit meinem aufgesetzten Akademikerhut einen guten Anlass, um über mich zu lachen. Aber das nehme ich gerne in Kauf und spaße mit ihnen. Sie selber möchten auch wissen, was ich da mache. Diese Mädchen warten hier auf das Großtaxi, das sie zum Kkdu, eine Art Disco bringen soll. Als ich ihnen einige Hintergründe über den Bildungsmarsch darlege, bitten sie mich darum ihnen die Blog-Adresse aufzuschreiben. Und da ich gerade so in Fahrt bin nehme ich meinen Skizzenblock zur Hand und zeichne für jede von ihnen ein kleines Marienkäferkunstwerk. Schließlich fasziniert lassen sie sich nun dazu bewegen eine Eintragung in mein Logbuch zu machen. Währenddessen bereite ich schon das Fotoshooting vor, das ich spontan mit ihnen anschließend machen werde. Bereitwillig verkleiden sie sich als Blumenkinder (ich habe Sonnenblumenfühler dabei und dergleichen), wir entfalten das Evolutions-Transparent und bitten einen anwesenden Taxifahrer die Kamera zu bedienen. So wird aus der Wartehalle ein evolutionärer Versammlungsraum. Angesteckt von meinem Enthusiasmus fragen sie mich, ob ich nicht mit ihnen in dieses Diskothek mitkommen möchte. Zuerst bin ich noch unschlüssig, schließlich habe ich eine Wandernacht und einen Wandertag hinter und weitere Wandertage vor mir. Der Zugplan lässt mir nicht lange Zeit zu entscheiden, denn der Zug fährt in ein paar Minuten von Vöcklabruck ab. Ich entscheide mich mitzugehen. Dort angekommen betrete ich erwartungsvoll das Lokal. Sämtliche Augenpaare sind auf mich gerichtet, da ich diesen auffälligen Hut nach wie vor trage. Manche beglückwünschen mich spontan zum Studienabschluss, da sie darin den Grund für die Kopfbedeckung vermuten. Und wieder andere halten mich sogar für einen Maturanten. Feststeht, der Hut hat eine besondere Faszinationskraft. Es dauert nicht lange und flinke Hände schnappen nach meinem Hut und schmückt ein anderes stolzes Haupt. Die Musik ist ohrenbetäubend laut, sofern man sie als solche wirklich bezeichnen kann. Es erinnert mehr an die Geräuschkulisse einer Fabrikshalle. Mit einem jungen Mann entwickelt sich ein gutes Gespräch. Er arbeitet als Lehrling in einem Metallverarbeitungsbetrieb und schildert mit großer Begeisterung wie gut ihm dieser Arbeitsplatz gefällt. Er scheint sich voll mit diesem Betrieb zu identifizieren. Im Gegensatz zu anderen Lehrbetrieben erklärt er mir, bemüht sich sein Dienstgeber ganz bewußt um seine Lehrlinge. Sie setzen auf gute Einschulung, weil sie grundsätzlich nach dem Lehrabschluss sie als ausgebildete Fachkräfte im Betrieb halten wollen. Gegenüber den Bildungsprotesten von Studierenden zeigt er sehr viel Verständnis, da er durch seine studierende Cousine etwas Einblick hat. Die Studiengebühren findet er nicht gerechtfertigt, da er weiß, dass Studierende, wie seine Cousine, meist daneben noch arbeiten müssen. Oft mehrere Jobs nebeneinander. Ein anderer Disko-Besucher interessiert sich auch für mich. Er verdient sein Geld als Montagearbeiter. Er hat weniger Verständnis für die Studierenden. Ihn stört vor allem die Arroganz, mit der manche Akademiker in der Arbeitswelt den Arbeitern gegenüber auftreten. Das Wissen der Arbeiter aus der Praxis scheint für sie nicht von Belang, und das frustriert. Seiner Meinung nach müssten Studierende hinsichtlich eines respektvollen Umgangs gefördert werden. Auf dem Tanzparkett wechselt der Hut von einem Kopf auf den anderen und wird zur Attraktion der Nacht. Das gute Stück, das ich für ein paar Euro in einem Spielzeugladen erworben habe sorgt für Faszintion und Verwunderung. Schließlich verwickelt mich ein älterer Herr ins Gespräch. Er setzt als Architekt Projekte in der ganzen Welt um. Die Uniproteste der Studierenden erachtet er als wichtig. Derzeit plant er für Moskau. Anscheinend hat Putin Moskau zur Großbaustelle erhoben. Es soll ein zweites New York werden, meint der Architekt. Zur Sperrstunde um 4 Uhr gehts dann wieder zum Bahnhof Vöcklabruck. Einige andere von der Disko warten dort auch auf den Zug und ein paar Spaßvögel machen im Passfotoautomaten ein Akademikerhutshooting. Um 6.30 Uhr begebe ich mich endlich zu Bett in meinem Basislager in Wels.

20.45h / Freitag, 5. März 2010 ATTNANG PUCHHEIM
Jetzt bin ich wieder am Bahnhof Attnang Puchheim. Dort komme ich mit einem Mädchen (ca. 17 Jahre) ins Gespräch. Sie findet die Uniproteste wichtig, um dem verstärkten Rechtsruck in Österreich entgegenzuwirken. Um ca. 21.00h steige ich in den Zug nach Vöcklabruck. Ich begegne einem lustigen Trio. Sie sind komplett schwarz gekleidet in ausgeflipptem Gothic-Stile und auf dem Weg nach Salzburg in den Cave-Club. Sie begrüßen meine Aktion und wir schießen ein paar Fotos.

20.25h / Freitag, 5. März 2010 GMUNDEN
Der Zug nach Attnang fährt von Gmunden ab!

18.00h / Freitag, 5. März 2010 ATTNANG - STADTRAND
Bei Einbruch der Dunkelheit taucht endlich die Ortstafel von Attnang auf! Nach einer weiteren halben Stunde erreiche ich das Bahnhofsgelände. Eigentlich möchte ich noch gerne weitermarschieren nach Lambach. Von einem älteren Ehepaar erfahre ich, dass es nach Lambach mindestens noch 3 Stunden Marsch sind. Da ich weiß, dass abends nach 22.00h keine Regionalzüge mehr in Lambach halten, entscheide ich, dass ich heute nicht mehr weitermarschiere. Ich gehe zum Zug. Schon übermüdet passiert mir das Mißgeschick, dass in den falschen Zug einsteige. Anstatt nach Vöcklabruck fährt dieser Zug nach Bad Aussee. Ich fahre bis Gmunden und steige dort aus.

17.27h / Freitag, 5. März 2010 AM RAND VON VÖCKLABRUCK
Auf dem Weg bin ich über eine Jakobsmuschel unabsichtlich gestolpert. Schlagartiger Wintereinbruch, es schneit!

16.30h / Freitag, 5. März 2010 VÖCKLABRUCK - BAHNHOF
Endlich Aufbruch Richtung Lambach! Mein Equipment lasse ich im Schließfach zurück.

16.00h / Freitag, 5. März 2010 VÖCKLABRUCK - BAHNHOF
Begegnung mit einer, wie sich herausstellt, hochgebildeten Dame. Sie unterstützt die Forderungen der Protestbewegung mit vollstem Herzen. Sie ist selber in einer Fachhochschule tätig und weiß wovon sie spricht. Schön, solchen Menschen zu begegnen, denen Bildung ein wirkliches Anliegen ist. Ja, es gibt sie doch!

15.00h / Freitag, 5. März 2010 VÖCKLABRUCK - STADTKERN
Ich sperre den Großteil meines Gepäcks ins Schließfach ein und mache mich auf den Weg in den Stadtkern von Vöcklabruck. Kaufe in einem Fachgeschäft neue Batterien und bin erleichtert, dass die Digicam wieder funktioniert. Gut gelaunt schieße ich gleich ein paar Fotos von den wunderschönen Stadttoren Vöcklabrucks. Lasse mich von einem jungen Mann ablichten. Es stellt sich heraus, dass er Maschinenbauingenieur ist. Dieser befürwortet die Aktion. Aus seiner Sicht gibt es keine Anzeichen, dass die Wirtschaftsrezession überwunden wäre. Ich kehre wieder um zum Bahnhof.

13.00Uhr / Freitag, 5. März 2010 VÖCKLABRUCK - BAHNHOFSHALLE
Ich setze mein Erkennungszeichen den Akademikerhut auf. Sogleich Tuscheln unter vorgehaltenen Händen seitens Menschen in der Bahnhofshalle. Und ich lache über mich selber. Gespräch mit einem Arbeiter. Die Feststellung, dass diese Kopfbedeckung mit Studierenden und Universität in Verbindung gebracht wird löst beinah Entsetzen aus. Abwehrreaktionen. Die ins Stocken geratene Konversation gestaltet sich nach der ersten Schrecksekunde doch noch zu einem wertschätzenden Gespräch. Arbeiter (sinngemäß): "Wenn ihr schon so auftretet [Studierende, Universität] dann solltet ihr auch die Situation der Arbeiter zur Sprache bringen!" Meine Frage: "Wie sieht Ihre Sicht aus?" Arbeiter: "Lohndumping an allen Ecken und Enden ... Arbeit nirgens zu finden. Und wenn man Arbeit gefunden hat, dann bekommt der Mann 1200 Euro, die Frau 950 Euro, und das mit zwei Kindern. Aufgrund vieler ausländischer Arbeitskräfte (der Arbeiter hat vermutlich Migrationshintergrund), die im Land sind, hat der Dienstgeber ein leichtes Spiel, da diese die gleiche Arbeit um den halben Lohn verrichten. Der Überschuß an Arbeitslosen macht es den Arbeitgebern leicht, auch gute Leute mit fundierter Kenntnis um billiges Geld zu finden und hochqualifiziertes Personal zu dumpen. Der Abmarsch verzögert sich. Ich habe Probleme mit meiner Digitalkamera, sie funktioniert nicht.

Donnerstag, 4. März 2010

1. Etappe Stadt Salzburg nach Eugendorf - Aufbruch unimove




2.00h / Freitag 5. März 2010 SALZBURG STADT - BAHNHOF - MARIA PLAIN
Genau 13 Stunden nach dem offiziellen Start des Bildungsmarsches vom Mozartplatz verlasse ich endlich die Stadt Salzburg. Am Bahnhof verstaue ich noch unnötigen Ballast meiner Einkäufe, die ich für diese Etappe nicht benötige, in einem Schließfach. Mit meiner Mini-DV-Kamera mache ich noch ein paar gestellte Aufnahmen von meinem Durchmarsch durchs Bahnhofsvorplatzgelände. Nun marschiere ich mit entzündeter Fackel entlang der Itzlinger Hauptstraße bis zur Plainbrücke. Dort folge ich der Straße, die nach rechts abzweigt und in Richtung Maria Plain führt. Ich merke, der Wind ist hartnäckig und bläst immer wieder die Flamme der Fackel aus. nach einer halben Stunde bin ich ungefähr am Fuß des Kalvarienberges, mach dort wieder Filmaufnahmen, durch die sich der Marsch einige Zeit verzögert. Aber der Blick auf die nächtliche Beleuchtung der Stadt ist herrlich und bereitet Glücksgefühle. Links vom Hauptportal der Wallfahrtskirche entfalte ich dann die beiden Transparente die ich mitgenommen habe, auf dem einen steht "Evolution", auf dem anderen " Ein Herz für Bildung". Diese befestige ich mit Sicherheitsnadeln am Geländer für weitere Aufnahmen. Aber leider ist es so dunkel, dass ich fürchte, dass die Aufnahmen zu wünschen übrig lassen. Ungefähr um 4.30h erreiche ich Maria Plain. Und um 5.00 Uhr steige ich den Rücken des Wallfahrtsberges hinunter. Ich peile die Westbahnstrecke an und orientiere mich an den Gleisen. Der Weg führt auf eine Anhöhe und folgt dem Verluf der Zugstrecke. So sehe ich das erste Mal das Hinterland von diesem Teilstück der Zugstrecke. Nun erkenne ich: Durchs Zufußgehen eröffnet sich eine neue Qualität der Wahrnehmung. Abseits von vertrauten Pfaden und Straßen eröffnet sich ein neuer Blick auf die Landschaft. Nach einiger Zeit beginnt es zu schneien. Ist auf jeden Fall besser als Regen. Um 6.30h komme ich in Hallwang an, die ersten Menschen begegnen mir, ein Morgenjogger läuft vorbei, jemand kommt mir mit dem Auto entgegen und bewegt den Wagen in Schritttempo an mir vorbei und beobachtet mich aufmerksam. Kurz darauf kommt er nocheinmal von hinten und fragt mich freundlich, ob er mich irgendwo hin mitnehmen kann. Ich winke dankend ab und erkläre ihm, dass ich mich auf einem Marsch befinde. In der Nähe der Kirche treffe ich einen Herrn der im Begriff ist ins Auto zu steigen und wegzufahren und spreche ihn an, ob er von mir ein Foto schießen könnte, mit der Hallwanger Kirche im Hintergrund. Er winkt ab. Er muss um 7.00 Uhr schon an seinem Arbeitsplatz sein und hat deswegen leider keine Zeit. Ich mache das Foto selber, das einem Glücksspiel gleichkommt, ob es etwas wird. So schreite ich also in den Tag hinein. Um 7.00 Uhr überquere ich die Autobahnüberführung von Hallwang und beobachte das schnelle pulsierende Leben unter mir, dem ich mich jetzt eine Woche lang entziehe. Eine Tafel zeigt, dass es nur mehr 4 Kilometer nach Eugendorf sind. Eine Stunde später erreiche ich das 1. Etappenziel Eugendorf endlich. Erleichtert nehme ich einen Bus nach Salzburg. Am Hauptbahnhof angekommen begebe ich mich zu den Schließfächern, um mein restliches Equipment abzuholen. Mit Schrecken stelle ich fest, dass nichts mehr im Schließfach ist, gähnende Leere! Bestürzt eile ich zum Informationsschalter und melde meinen Verlust.

19.30h / Donnerstag 4. März 2010 SALZBURG STADT - BAHNHOFGEGEND, INTERNETSHOP
großer Stopp im Internetshop: PRESSEARBEIT
Weit nach Mitternacht bin ich der letzte Kunde der geht. Da komme ich noch ins Gespräch mit dem Ladenbesitzer. Er stammt ursprünglich aus der Türkei und lebt schon seit Jahrzehnten in Österreich. Thema unseres Gespräches ist die weltpolitische Lage angesichts der Wirtschaftskrise und wie sie sich uns beiden aus unserer persönlichen Sicht darstellt. Grundaussage von ihm: Schuld an allem sei der Abfall der Menschen des Westens vom Glauben.

13.00h / 4. März 2010 STADT SALZBURG - MOZARTPLATZ
Pressetermin, Salzburger Nachrichten
Gleich darauf stoßen zwei Studierende dazu, unverhofft, Markus (Informatikstudent) und Gerald (Philosophiestudent), der Abmarsch könnte nicht besser sein. Unmittelbar danach treffe ich den gebildetsten Menschen, den ich persönlich kenne, und als meinen Freund bezeichnen darf. Er möchte nicht namentlich genannt werden. Er begleitet mich spontan auf meinem Spießrutenlauf durch die Stadt Salzburg, wo ich noch Proviant und fehlendes Equipment besorgen muss. Ich habe eine schöne Begegnung mit einer Verkäuferin im Bauhaus, die sehr viel Verständnis für meine Anliegen aufbringt.


Liebe Leute!

Heute, Freitag, 5. März, 13h wird der Bildungsmarsch durch Österreich fortgesetzt.
Gestartet wurde gestern, Donnerstag, 4.3, um 13h beim Mozartdenkmal im Herzen der Stadt Salzburg. Erste Tagesetappe war Salzburg nach Eugendorf.
Ich marschiere etappenweise. Das heißt, dass ich nicht den Anspruch erhebe wirklich jeden Meter der Distanz zwischen Wien und Salzburg zu Fuß zurücklegen zu müssen. Daher starte ich morgen die zweite Etappe von Vöcklabruck aus und schreite von dort sukzessive voran. Die Marschroute an sich folgt dem Jakobweg - nur in umgekehrter Richtung. Die einzelnen Etappen können in normaler Schrittgeschwindigkeit innerhalb von 5-7 Stunden zurückgelegt werden.

Der detailierte Etappenplan für den gesamten Marsch siehe unter http://www.twitpic.com/16jt5i

Ihr könnt jederzeit dazustoßen und mich auch nur stundenweise begleiten... und ich würde mich sehr darüber freuen. Es sollte ein gemütliches Wandern sein. Es geht ums Erleben und um die menschliche Begegnung (vor allem auch mit der Bevölkerung) und um das gegenseitige Verstehenwollen und das Finden der eigenen Geschwindigkeit... Ich habe mir vorgenommen, mich so in etwa der Schrittgeschwindigkeit von einem Kohr pro Tag fortzubewegen. (Ein Kohr = Distanz zwischen Stadt Salzburg und Oberndorf; diese entspricht einer Tagesreise zu Fuß;) Dabei handelt es sich um ein neues internationles Maß, benannt nach dem alternativen Nobelpreisträger, Philosophen und Nationalökonom Prof. Leopold Kohr, 1909 geboren in Oberndorf bei Salzburg, verstorben 1994 in Gloucester, England. Leopold Kohr war Verfechter der kleinen Strukturen und forderte schon seit Jahrzehnten eine Rückkehr zum menschlichen Maß. (http://de.wikipedia.org/wiki/Leopold_Kohr)

Im Zuge der Uniproteste, die sich über ganz Europa und auch zum Teil auf die USA ausgebreitet haben, sollte dieser Bildungsmarsch unter dem Motto "Bildung = Evolution" eine Woche lang durchs Land symbolisch das Licht der Aufhellung tragen und aufmerksam machen.
Ziel ist Wien am 11. März anläßlich der 10-Jahres-Feier der 46 Bildungsminister der Staaten, die sich im Jahr 2000 dem Bologna-Prozess verpflichtet haben. Diese 46 Bildungsminister werden am 11. und 12. März in Wien und Budapest das 10-Jahres-Jubiläum feiern.
Der Marsch soll ein entschiedenes Signal sein gegen die bildungsfeindliche Tendenz unserer Gesellschaft und Ausdruck der Forderung Bildung jedem Menschen uneingeschränkt zugänglich zu machenfür.

Nieder mit dem Bologna-Prozess! Für eine bildungsfreundliche Politik und Gesellschaft!

Die unibrennt-Protestbewegung wird von 11.-14. März in Wien einen Bologna-Gegengipfel veranstalten.

Wenn Ihr auch persönlich nicht mitmarschieren könnt, bitte ich Euch die Anliegen der Protestbewegung gedanklich mitzutragen. Es geht um viel mehr als um Studiengebühren. Es geht darum, wie sich unsere Gesellschaft in dieser Krisenzeit weiterentwickelt. Ob wir trotz allem auch in Zukunft der nachrückenden jungen Generation Perspektiven offenhalten für ein lebenswertes Leben in einer lebenswerten Gesellschaft (freie Bildung und freie Entfaltung=Evolution für ausnahmslos alle) in einer lebenswerten Welt.
Die derzeitigen Zeichen der Zeit sind sehr düster. Jean Ziegler, Sonderberichterstatter der UNO für das Recht auf Nahrung von 2000 bis 2008, hat am 24. November 2009 vor den Menschen im besetzten Audimax Wien über das Ungleichgewicht in unserer Welt zwischen arm und reich berichtet und über die Logik des Bolognaprozesses die diese Entwicklung fördert.
Hier Videos von Jean Zieglers Vortrag und der Diskussion mit den Menschen: http://www.ustream.tv/recorded/2633621 (VIDEO)http://www.ustream.tv/recorded/2633798 (VIDEO)
Daher: Wir können nicht mehr länger Warten, dass "die da oben" es schon machen werden, nachdem der Klimagipfel gescheitert ist. Wir haben mittlerweile 5 Minuten nach 12. Die Veränderung kann nur von jeder/jedem einzelnen ausgehen und jeder muss persönlich Verantwortung übernehmen und selber Schritte setzen.
Die Uniprotestbewegung ist ein Hoffnungsschimmer. Unibrennt (http://www.unsereuni.at/) setzt sich mit all diesen Themen auseinander und rückt die Bildungsdebatte in diesen gesellschaftlichen Kontext und Fokus. Es geht um uns alle! Um Dich und mich.

Ich betrachte mich als Evolutionär kurz "Evo" und möchte für ein ethisch sensibles Handeln, für ökologisches Leben, für eine neue menschliche Solidarität und für eine Verlangsamung unseres Lebensstiles auftreten.

Bitte informiert, mobilisiert FreundInnen und Bekannte und soviele MitstreiterInnen in Sachen der geistigen Befreiung wie nur möglich (via E-mail, SMS, Mail, Twitter, Facebook...).

Für eine freie Gesellschaft mit freien Menschen!